Individuelle Kompetenzbilanzierung

Arbeitsintegrierte Lernprozesse ähneln im Vorgehen sehr stark Problemlösungsprozessen. Die Lernenden stehen vor komplexen Aufgaben, die sie lösen wollen, suchen dabei nach neuen Ansätzen, erproben diese in der Arbeitspraxis und reflektieren dabei was funktioniert und was nicht.

Damit aus den dabei gemachten Erlebnissen wirkliche Lernerfahrungen werden und die dabei erworbenen digitalen Kompetenzen auch in anderen Handlungssituationen zur Verfügung stehen, bedarf es einer systematischen Auswertung der Erfahrungen und eine Beschreibung des Lernertrags.

Die in MEDEA entwickelte individuelle Kompetenzbilanzierung von digitalen Medienkompetenzen dient genau diesem Zweck.

Lernende sprechen über ihre Tätigkeiten und Vorgehensweisen im Zusammenhang ihres Lernprozesses, beschreiben die damit verbundenen Herausforderungen und Lernerfahrungen und identifizieren auf dieser Grundlage die Kompetenzen, die sie im Rahmen der MEDEA-Qualifizierung weiterentwickelt haben.

Der Ablauf einer Kompetenzbilanzierung ist im Bereich „individuelle Kompetenzbilanzierung“ dieser Seite beschreiben und illustriert

Ein Beispiel

Tätigkeiten beschreiben

Frau Müller hat im Rahmen ihres Lernprojektes auf Basis eines unternehmensinternes Social-Media-Netzwerks ein Forum für den Austausch zwischen zwei Standorten eingerichtet. Ziel war, dass sich dort Mitarbeitende zu Best-Practice-Vorgehensweisen und der Sachbearbeitung austauschen.

Frau Müller hat ein inhaltliches Konzept entwickelt und mit den Vorgesetzten abgestimmt. Sie hat das Forum technisch aufgesetzt, hat thematische Bereiche eingerichtet, Schreib- und Leserechte vergeben und neue Teilnehmende eingeladen. Als Startpunkt der Nutzung hat sie im Rahmen einer Videokonferenz die Kolleginnen und Kollegen über das Forum informiert und diese per Remote-Applikation bei den ersten Schritten in dem Forum begleitet.

Anforderungen und Klippen identifizieren

Im Zuge der Einrichtung des Forums hat sich Frau Müller mit den technischen Möglichkeiten des Forums auseinander gesetzt und versucht, diese für den abteilungsübergreifenden Austausch optimal zu nutzen.

Eine besondere Herausforderung dabei war die forumsspezifische Vergabe von Lese- und Schreibrechten: Wer sollte auf welche Fragen antworten können? Wie konnten fachlich falsche Antworten vermieden werden? Zu welchen Fragen sollte diskutiert werden? Wo gab es eine klare Zuständigkeit für die Beantwortung? Wo brauchte es die Intelligenz der Vielen und wo die Entscheidung des Einen?

Ebenfalls einiges Nachdenken hat die Formulierung von Redaktionsregeln gebraucht: Wie sollten die Fragen und auch die Antworten formuliert werden, damit sie von allen verstanden werden? Welche Fragen sollten im Rahmen des Forums geklärt werden, da sie von allgemeinem Interesse waren und welche gehörten weiterhin in den bilateralen Austausch?

Schließlich stieß Frau Müller bei der Information ihrer Kolleginnen und Kollegen auch auf Widerstand. Manchen war der Sinn des Forums nicht klar, wieder andere hatten Sorge ob ihre technischen Fähigkeiten ausreichen, das Forum zu bedienen bzw. hatten Angst, durch falsche Informationen die Kollegen zu verunsichern und wollten sich daher raushalten. Frau Müller musste eine ganze Reihe von Kolleg:innen sehr individuell dabei begleiten, sich mit den Möglichkeiten des Forums auseinander zu setzen und die Ängste und Sorgen zu verlieren.

Kompetenzen bilanzieren und belegen

Gemeinsam mit ihrer MEDEA-Lernbegleiterin arbeitet Frau Müller ihren Lernertrag heraus und setzt diesen in Beziehung zu den digitalen Medienkompetenzen. Dabei belegen sie insbesondere drei Kompetenzen, die Frau Müller besonders weiter entwickelt hat.

Frau Müller hat unter anderen folgende Kompetenzen weiterentwickelt:

…indem sie die Möglichkeiten der vorhandenen Software-Lösung auf den konkreten Anwendungsfall des abteilungsübergreifenden Austausches hin analysiert und eingesetzt hat.

…indem sie Redaktionsregeln für den abteilungsübergreifenden Austausch entwickelt hat

…indem sie ihre Kolleginnen und Kollegen individuell bei der Einarbeitung in das von ihr ausgearbeitete Forum unterstützt und begleitet hat und dabei je nach Situation ganz unterschiedliche Vorgehensweisen entwickelt hat.